Zur kolonialen Verstrickungsgeschichte von Tonaufnahmen
Der Beginn eines Prozesses
Viele der phonographischen Aufnahmen des Phonogrammarchivs, wie z.B. die Aufnahmen aus dem heutigen Papua-Neuguinea von Rudolf Pöch (1904–1906), sind Teil dessen kolonialen ‚Erbes‘. Rudolf Pöch (1870–1921) war ein österreichischer Mediziner, Ethnograph und Anthropologe, der seine auf rassistischen und evolutionistischen Theorien basierende Sammeltätigkeit durch die aktive Nutzung von kolonialen Gewaltstrukturen durchführen konnte. Weitere Quellen, die mit diesen Beständen in Verbindung stehen, sind jedoch in Österreich und auf der ganzen Welt verstreut.
Ohne die Quellen auf internationaler Ebene zumindest digital zu finden, ist es auch nicht möglich, diese koloniale Verstrickungsgeschichte aus verschiedenen Perspektiven zu rekonstruieren. Mit diesem Projekt wollen wir diesem Problem etwas entgegensetzen.
Auffindbarkeit
Eine kommentierte Liste der Institutionen und Quellen zur ‚Expedition‘ nach Papua-Neuguinea
Ziel dieser Website ist es, einen transparenten Überblick über die Institutionen zu geben, die die verstreuten Objekte, Tonaufnahmen, Fotografien, Filmaufnahmen und Papiere aufbewahren, die Rudolf Pöch in Vorbereitung, während und nach seiner kolonialen Expedition in das heutige Papua-Neuguinea (damals bekannt als Britisch-Neuguinea, Deutsch-Neuguinea und Niederländisch-Neuguinea), Indonesien (Niederländisch-Ostindien) und der Siedlerkolonie Australien zwischen 1904 und 1906 ‚gesammelt‘ und produziert hat.
Mit diesem Projekt und dieser Website möchten wir die Quellen und deren historischen Implikationen, sowie die Institutionen, die diese besitzen, in den Mittelpunkt rücken.
Die kommentierte Liste sorgt für eine bessere Auffindbarkeit und bietet Informationen über den Zugang zu den Materialien, sei es für die akademische, künstlerische oder persönliche Auseinandersetzung mit ihnen. Die Liste wird aktualisiert, wenn weitere Quellenbestände oder ergänzende Informationen bekannt werden.
Über Pöch hinaus
Österreichs und Wiens Forschungseinrichtungen als Teil einer verwickelten Kolonialgeschichte in den Mittelpunkt rücken
Dieses Projekt ist ein wichtiger Schritt in einem längeren, kontinuierlichen kollaborativen Forschungsprozess. Unsere Absicht ist es, über Rudolf Pöch als vermeintlich individuellen Hauptakteur hinauszugehen, den Blick auf Infrastrukturen zu werfen und seine Sammlungen als ein Beispiel für viele österreichische koloniale Forschungsprojekte zu sehen. Wir hoffen, dass Wissenschaftler*innen in aller Welt diese Forschung mit uns fortsetzen werden.